JANUS im ewigen Eis

26 Okt JANUS im ewigen Eis

RIG_Head

Liebe Wartende,

es schmerzt mich, Euch mitteilen zu müssen, dass unser Album „All die Geister“ auch 2020 nicht erscheinen wird. Zumindest nicht vollständig. Das klingt verwirrend? Ist es auch. Ich will versuchen, Euch im folgenden einen kleinen Einblick zu gewähren in unseren Schaffensprozess und seine, oftmals ungeahnten Folgen.

Als wir vor ungefähr vier Jahren bekanntgaben, dass wir an einem neuen JANUS Album namens „All die Geister“ arbeiten, wussten wir, dass es ein langer, abenteuerlicher Weg werden würde bis zu seiner Fertigstellung. Das dem Album zugrunde liegende Konzept verfestigte sich, wir kamen gut voran. Doch immer wieder drängten kreative Ideen ans Licht, die sich verselbstständigten und 2017 etwa im Album „Ein schwacher Trost“ mündeten. Danach gingen wir mit frischem Wind zurück zu „All die Geister“. Neue Lieder und Ideen flossen nur so aus uns heraus. Wir konnten es kaum erwarten, ein wenig davon mit Euch zu teilen und so veröffentlichten wir dieses Jahr die neue Single „Totes Land“, die auch dem verschollenen „Neuroleptika“ endlich Heimat bot.

Die voranschreitenden Arbeiten an „All die Geister“ waren trügerisch, denn ein einzelnes Stück auf dem Album zog immer mehr unserer Aufmerksamkeit auf sich. Es war das Lied „Terror“. Eine Geistergeschichte und Moritat über die Mitte des 19. Jahrhunderts im ewigen Eis verschollene Franklin-Expedition. Mit vierzig Strophen und über zwanzig Minuten Länge ein echter Monolith. Je weiter wir mit den Arbeiten an diesem Lied vorankamen, desto klarer wurde uns, dass wir ein Problem hatten. Denn entweder würde „Terror“ die anderen Stücke auf „All die Geister“ dominieren oder es würde sich nicht angemessen entfalten können. Wir wurden immer ratloser. Inzwischen war „Terror“ auf fast dreißig Minute angeschwollen und beinhaltete ein Orchester, einen Chor, eine Erzählerin und viele sonderbare Instrumente und Soundeffekte. Ich hatte begonnen mit der Zeichnerin Helena Masellis eine Graphic Novel zu dem Stück anzufertigen, die parallel erscheinen wird. Brauchte es da nicht auch ein eigenes Cover, ein eigenes künstlerisches Konzept unabhängig von „All die Geister“?

Toby und ich rangen mit uns. Wir hatten „All die Geister“ bereits halb fertig komponiert. „Terror“ war einer der Meilensteine, aber längst nicht das einzige Stück über zehn Minuten. Die Platte wurde zum Moloch. Wir spielen eine Zeit lang mit der Idee, ein Doppelalbum zu veröffentlichen mit „Terror“ als Bonus. Aber mit diesem Konzept waren wir schon bei der Kombination „Auferstehung/Kleine Ängste“ unzufrieden und „Terror“ war beileibe kein wie auch immer gearteter „Bonus“ sondern eine vollwertige JANUS-Schöpfung. Wir waren uns unsicher: ist „Terror“ am Ende das längste JANUS-Lied aller Zeiten oder das zweite Konzept-Album nach „Schlafende Hunde“, das eine richtige Geschichte erzählt? Wir grübelten, während wir weiter an unserem Koloss werkelten.

Im Sommer war es dann soweit. Die Komposition war abgeschlossen, das erste vollständige Demo erstellt. Toby und ich beglückwünschten uns gegenseitig und verabschiedeten uns erschöpft aber zufrieden in den Urlaub. Ich weiß nicht, wie oft ich in den Bergen und am Meer gedanklich beim Hören in die Arktis gereist bin und dort mit Menschen und Geistern gerungen habe, bei 30 Grad im Schatten. Aber eines wusste ich sofort nach meiner Rückkehr. „Terror“ hatte seinen Auftritt als eigenständiges Werk nicht nur verdient sondern geradezu erzwungen. Epischer waren wir seit „Schlafende Hunde“ nicht mehr unterwegs gewesen. Zum Glück sah Toby das ganz genauso und so änderten wir unsere Pläne und feilen seither fieberhaft an der Fertigstellung von „Terror“ das 2020 zusammen mit der gleichnamigen Graphic Novel im SHOP veröffentlicht wird.

Und „All die Geister“? Nun, gewissermaßen erscheint mit „Terror“ ja ein Drittel des Albums nächstes Jahr. Die restlichen Lieder aber werden noch ein wenig warten müssen, bis zu ihrem großen Auftritt. Die beiden Schiffe der Franklin-Expedition, Erebus und Terror hat man übrigens erst gute 170 Jahre nach ihrem Untergang wiederentdeckt. Ganz so lange wird es nicht dauern, bis wir die Schätze des Albums „All die Geister“ heben.

Und bis dahin werdet ihr noch viel Spaß mit „Terror“ haben, wobei „Spaß“ ganz gewiss der falsche Terminus ist in Bezug auf diesen Monolithen. Wenn ihr Euch seelisch schon einmal auf die Geisterstunde vorbereiten wollt, sei Euch das Interview von Toby und mir empfohlen, in der wir einige interessante Details preisgeben, das Gespräch das Diana Busch mit unserer großartigen Zeichnerin Helena Masellis geführt hat oder die kurze Video-Vorschau, die einen ersten Einblick in die Welt von „Terror“ gewährt.

 

Es grüßt vom Grund des Sees

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