31 Mai Ein schwacher Trost
„Oben gleich auf Gott getroffen
Vielleicht überzeugt ihn mein Benimm
Auf einen milden Richter hoffen
Vielleicht ist die Hölle auch nur
halb so schlimm“
RIG erzählt:
Das erste Lied auf dem neuen Album ist quasi auch gleich der Titelsong. Der finale Text basiert auf einem der ältesten Textfragmente, die ich für JANUS beiseite gelegt habe. Es kam bisher aber nicht zum Einsatz, da es nie zum Konzept der jeweiligen Alben passte. Kurz vor dem Probenbeginn zu den Duo Abenden der Herbstreise schlich sich schließlich eine kleine Gesangsmelodie heran, die mir gut gefiel. Mit dieser Melodie im Hinterkopf tauchte ich an Tobys Piano auf. Schnell improvisierte er einige Passagen und Harmonien, die sich in Windeseile zur Grundlage des Stückes entsponnen. Die eigentliche Komposition verläuft bei JANUS gerade am Klavier sehr schnell. Wenn der Text erst einmal steht, dauert es kaum eine volle Stunde, bis das Lied Form annimmt. Falls wir länger brauchen, steigt mit zunehmender Dauer die Wahrscheinlichkeit, dass wir alles am nächsten Tag wieder verwerfen werden. Nicht so bei diesem Stück, das sich gerade wegen seiner spontanen Entstehung als richtungsweisend für das gesamte Album entpuppte.
Toby erzählt:
„Ein schwacher Trost“ war das erste neue Stück, an dem wir gearbeitet haben. In meinem Keller, den wir auch als Proberaum nutzen, war es bis auf ein paar abgebrannte Kerzen ziemlich dunkel und die Teekanne war auch schon halb leer. Als wir dann den Text durchgingen, hatte ich das Bild einer schäbigen Hafenkneipe kurz vor Sperrstunde vor Augen. So kamen wir auch auf die Idee, das Bandoneon als einziges Soloinstrument neben dem Klavier zu etablieren. Wir wollten das Lied mit einer kleinen Melodie eröffnen. Ich begann also mit E-Moll, einem meiner Lieblingsakkorde. Die Septime in der Melodie erzeugte genau die gebrochene Stimmung, die ich im Kopf hatte. RIG und ich waren wir uns ziemlich schnell einig, wie Strophe und Refrain klingen sollten. An der traumhaften Szene in der Mitte des Liedes haben wir etwas länger gefeilt. Die anfangs noch zu verschnörkelten Phrasen haben wir reduziert, bis fast keine Töne mehr übrig waren. Aber genau das erzeugte die unwirkliche Atmosphäre, die wir suchten.
Fotos: Oliver Haas
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