24 Apr Live Review – Bochum 2015 – Sparklingphotos
Liveauftritte sind bei JANUS eine Seltenheit. Umso erfreulicher, dass Tobias Hahn (Flügel) und Dirk „RIG“ Riegert (Gesang) sich nach ihrer phänomenalen Auferstehung auf dem Amphi Festival 2014 nochmals aufraffen konnten um anlässlich des 20 jährigen Bandjubiläums auf Tour zu gehen.
Vier exklusive Spielorte wählten die beiden Herren aus um den Aufstand alter Männer zu proben. Der Auftakt fand in der Bochumer Christuskirche statt – ein Ort wie gemacht für JANUS.
Eine lange Schlange von Menschen, einige dem Anlass entsprechend festlich gekleidet, windet sich erwartungsvoll um die Location mitten im Herzen von Bochum. Mit einiger Verspätung werden die Türen geöffnet und Reihe um Reihe füllen sich die Gebetsbänke. Kaum ein Platz ist mehr frei als die Kirchenorgel ertönt und mit Ein sicherer Ort das Konzert beginnt. Die beiden Protagonisten werden mit stürmischem Applaus empfangen und nach einer kurzen Begrüßung beginnt eine Zeitreise durch 20 Jahre Janus Bandgeschichte. Das Hotel Eden öffnet seine Pforten und trotz der andächtigen Stille und den düsteren Stücken finden RIG und Toby zwischen den Liedern immer wieder Gelegenheit für ausgelassene Scherze. Glaubt man dem Sänger gehört der Textaussetzer (trotz Notenpult mit Text, aber ohne Brille Smiley) bei Wehrlos nicht dazu. Das Publikum nimmt es gelassen und im zweiten Anlauf meistert RIG den Song sichtlich erleichtert. Zusammen mit der fünfköpfigen Live-Band ergeben sich wundervolle Versionen altbekannter Stücke, welche unter die Haut gehen und berühren. Beispielsweise Mein krankes Herz oder Ein Hund, der sich hinlegt wo er will bei dem RIG alleine auf der Bühne steht und nur von der Kirchenorgel begleitet wird – Gänsehaut pur.
Danach geht es minimalistisch weiter, lediglich Tobi am Klavier und RIG‘s eindrucksvoller Gesang voller Wut und Trauer gestalten die nächsten Songs, zu denen auch das sehr emotional vorgetragene Saitenspiel gehört. Mit Isaak und Der Flüsterer im Dunkeln verabschieden sich JANUS schließlich, doch das Publikum verlangt nach mehr und so stehen die Beiden kurz darauf mit der gesamten Band wieder auf der Bühne und geben mit Ich will seinen Kopf, Kafka und dem mitreißenden Die Ruhe selbst drei weitere Stücke zum Besten. Doch auch damit gibt sich die Menge nicht zufrieden und fordert von RIG und Tobi ihr Versprechen ein, solange zu spielen bis sie nicht mehr können und so gibt es mit Neunundachtzig und Paulas Spiel zwei weitere Zugaben. Standing Ovations und nicht enden wollender Applaus bringen noch eine dritte und letztendlich sogar noch eine vierte Zugabe ein und so endet das Konzert mit Anita spielt Cello nach über 2 ½ Stunden und 25 gespielten Stücken.
Man kann nur hoffen, dass die beiden alten Männer sich nicht wieder 10 Jahre Zeit lassen – immerhin können sich die Fans bis dahin auf die geplante Live-DVD vom letzten Auftritt im Rahmen der Jubiläumstour im Mannheimer Capitol freuen.
Christian Reipen
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