13 Sep Rezension – Auferstehung – Whiskey Soda
Lange -4 Jahre!- musste die Fangemeinde warten, und als dann das Release wegen der Insolvenz der Vertriebsfirma hinausgezögert wurde, da fing der Geifer schon an, aus den Mundwinkeln zu tropfen. Jetzt ist Auferstehung allerdings erschienen, und jede quälende Sekunde des Wartens hat sich mehr als gelohnt. JANUS haben mit Vater und Schlafende Hunde schon zwei überragende Alben veröffentlicht, aber das, was sie hier abgeliefert haben, setzt dem ganzen die Krone auf.
Mittlerweile ist das kaum noch Heavy Metal, sondern eine eigenständige Musikrichtung. Hin- und wieder hat man noch harte Ausbrüche, die aber jedesmal in Beziehung zu bestimmten textlichen Aussagen stehen. Ansonsten hat man seltsame Rhythmen, mit Bongotrommeln, stellenweise jazzartig, dann wieder nur Textbegleitung, insgesamt eigentlich eine ziemlich undefinierbare Art von Musik, die sich jeder Textzeile anpasst.
Wie schon auf Schlafende Hunde erzählen JANUS eine Geschichte, die in mehrere Teile (die Songs) unterteilt ist. Wir hören die Geschichte von Paula, die an sich selbst und dem Leben scheitert. Das Ganze ist wahnsinnig deprimierend, insbesondere aufgrund der Realitätsnähe der Geschichte. Man fragt sich, wie viele Paulas es gibt hinter den grauen Fassaden der Hochhäuser.
Dazu gibt es noch eine zweite CD mit dem Titel Kleine Ängste, die auf eine Kurzgeschichte von Sänger Dirk Riegert basiert. Darin geht es um die Monster unter den Betten der Kinder, die Dunkel und die Schatten an der Wand, die zu leben beginnen, wenn die Mutter beim Verlassen des Zimmers das Licht ausgedreht hat. Auch hier hält allerdings die Realität Einzug, wenn man überlegt, wofür die Monster in den Betten der Kinder wohl stehen können.
Musikalisch ist man auf beiden CDs ruhiger geworden, die Produktion ist stumpfer, weniger krachend, und erlaubt somit eine weitaus harmonischere Beziehung zwischen Musik und Texten. Du siehst aus wie immer tendiert in Richtung Reptil von Schlafende Hunde, leicht trippige, sehr dezente Rhythmen getragen von Klavier und sanftem Schlagzeug. Ich will seinen Kopf ist hart, schräg, fast schmerzt es schon beim Zuhören, und das abschließende Auferstehung bietet 10 Minuten Perfektion.
Auch auf Kleine Ängste bleibt man diesem Muster treu, wobei hier noch weniger E-Gitarren zum Einsatz kommen.
Dazu bekommt man noch die Kurzgeschichte im Booklet abgedruckt, insgesamt 80 Minuten Musik, ein grandioses Artwork und Texte mit intellektuellem Tiefgang. Man kann sich lange damit beschäftigen, mit der Moral, der Musik, der Eloquenz der Texte, der Qualität der Musiker – nicht weniger als 44 Musiker haben ihr Herzblut in diese Scheibe gelegt – und man wird immer wieder neue Seiten, neue Melodien und neue Ideen entdecken.
Es gibt hin- und wieder Alben, auf denen alles gesagt ist, und man glaubt, dass es nie wieder etwas Besseres geben wird. Auferstehung gehört dazu. Gerade im Sektor der Musik mit deutschen Texten gibt und gab es nichts, was an dieses Meisterwerk heranreicht. Jeder, auch die Feinde von E-Gitarren, wird anerkennen, dass es sich hier objektiv gesehen um ein großes Stück Musik handelt, selbst wenn man es subjektiv nicht so gut findet. Ganz eindeutig die CD des Jahres 2004, egal was in den restlichen acht Monaten des Jahres noch kommen mag.
Wendigo für Whiskey Soda
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